Einen Tag vor dem am heutigen Mittwoch in Düsseldorf beginnenden Deutschen Apothekertag geht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf absolute Konfrontation mit der Apothekerschaft. Laut Medienberichten plant der Minister eine Umstrukturierung des Apothekensystems. Unter anderem soll das sogenannte „Mehrbesitzverbot“ gekippt werden und wichtige Apothekendienstleistungen wie etwa die Arzneimittelherstellung (Rezepturen) oder Not- und Nachtdienste nicht mehr von allen Apotheken angeboten werden müssen.
Dazu Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverein e.V. und Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes: „Dass ein Minister einen Tag vor der wichtigsten berufspolitischen Veranstaltung der Apothekerschaft über die Medien seine zerstörerischen Pläne vorstellt ist ein beispiel-loser Affront. Jetzt zeigt sich, dass der Minister nichts anderes will, als ein funktionierendes System zu zerschlagen. Dieser Minister ist für die Apotheken und das gesamte Gesundheitswesen untragbar geworden. Es zeigt sich immer mehr, dass der Minister nichts anderes will, als die Freiberuflichkeit durch Staatsmedizin zu ersetzen.“
Aber auch inhaltlich sind die „Ideen“ eine Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft. Mit der Honorarkürzung Anfang des Jahres hat die Bundesregierung die Apotheken wirtschaftlich bereits extrem unter Druck gesetzt. Käme Lauterbach mit den jetzt vorgestellten Plänen im Parlament durch, wird er den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen. Nochmals Koch und Saar: „Die warmen Worte des Ministers, wie wichtig angeblich Apotheken seien, sind nur eine leere Hülle. Dieser Minister hat sowohl inhaltlich als auch empathisch gezeigt, dass er ungeeignet ist, sein Amt würdevoll auszufüllen.“
Koch und Saar erinnern an den Koalitionsvertrag, in dem die Ampel-Koalition eigentlich eine Stärkung der Apotheken versprochen hatte: „Mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen wird genau das Gegenteil er-reicht: Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen. Wenn der Minister vorschlägt, dass PTA eine Vertretungsbefugnis erhalten sollen, ist das nichts anderes als der Versuch, pharmazeutische Berufsgruppen gegeneinander ausspielen zu wollen. Das ist perfide und verwerflich. Auch soll die Versorgung mit Rezepturen, wie beispielsweise Salben und Fiebersäften für Kinder, in vielen Apotheken gänzlich gestrichen werden– und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können. Die Annahme des Ministers, dass es mit seinen Plänen mehr Filialgründungen geben könnte, ist ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Denn: Bei den letzten Auswertungen der Apothekenzahlen haben wir gesehen, dass viele Filialen wieder schließen mussten.“
Für Koch und Saar ist ein Rücktritt des Ministers unausweichlich: „Apotheken haben in der Pandemie und in dem Management der Lieferengpässe gezeigt, wie unersetzlich sie sind. Dies scheint den Minister aber nicht zu interessieren. Es ist beängstigend, dass der Minister mit einem Federstrich die vollversorgenden Apotheken abschaffen will. Das ist unverantwortlich.“
Koch und Saar kündigen zudem an: „Wir werden uns massiv gegen die Pläne des Ministers zur Wehr setzen. Wir werden unseren Patientinnen und Patienten erklären, was Lauterbachs Pläne konkret für die Versorgung vor Ort bedeuten.“
gez.
Manfred Saar
(Präsident)
Apothekerkammer des Saarlandes